IM MÄRZ 2020 ERSCHIENEN:
Fritz und Alfred Rotter - Ein Leben zwischen Theaterglanz und Tod im Exil
Henschel Verlag Leipzig 2020, 504 Seiten, 79 Bilder, Hardcover, 26 Euro (D), 28,80 (AT)
(Seit neuestem auch als E-Book: Euro 19,99)
Erste Biografie der größten privaten Theaterunternehmer Deutschlands und Europas der Zwanziger und frühen Dreißiger Jahre
Fritz und Alfred Rotter gehören zu den bekanntesten Berliner Theaterdirektoren der Weimarer Republik. Ende der Zwanziger Jahre beginnen sie, Operetten zu inszenieren und feiern einige Jahre lang große Triumphe. Ohne jede öffentliche Subventionen schienen sie die Weltwirtschaftskrise fast als einzige zu überstehen, doch in der Silvesternacht 1932/1933 verließ sie dieses Glück ...
Presse- und Radiostimmen
"'Man hat uns gehetzt wie tolle Hunde', gab Fritz Rotter einige Tage nach dem Überfall am 5. April 1933 in Liechtenstein der Presse zu Protokoll. Seit Monaten seien er und sein Bruder Alfred mit Briefen überschüttet worden, 'die uns mit einem qualvollen Ende drohten'. (...) In der Inflationszeit prägten die Brüder zunächst mit Stücken und Salonkomödien das 'frivole Berlin', später (...) feierten sie Triumphe mit Operetten wie 'Land des Lächelns' (Franz Lehár) oder 'Ball im Savoy' (Paul Abraham). (...). Sowohl die neuen Komödien der Inflationszeit als auch die Operetten während der Weltwirtschaftskrise sieht er (Peter Kamber) als 'gesellschaftliches Traummaterial', das tiefe Sehnsüchte der Menschen offenbarte. In den Salonstücken und Komödien wird gegen Geschlechterstereotype angespielt, es dominieren starke, erotisch selbstbestimmte Frauenfiguren - und das in einer Gesellschaft, die den Frauen die berufliche Gleichstellung überwiegend verweigert. (...)."
* "Spektakuläre Spekulanten" - www.nachtkritik.de, 24. März 2020 (Georg Kasch)
"Klingt wie ein Drehbuch-Exposé, ist aber Teil deutscher Geschichte: Zwei jüdische Brüder entscheiden sich, zum Theater zu gehen, werden Autoren, Dramaturgen, Regisseure - und schließlich die dominierenden Theaterdirektoren Berlins. Parallel zu Max Reinhardt bauen sie ein umfangreices Netz von Bühnen auf (...). Sie füllen die größten Häuser der Stadt, zu deren Premieren mit Stars wie Richard Tauber, Fritzy Massary und Gitta Alpár strömt tout Berlin (...). (...) obwohl die Rotter-Brüder wesentlich zum Ruf Berlins als Theaterhauptstadt Europas während der Weomarere Republik beitrugen, tauchen sie in Theatergeschichten eher als Fußnote auf. Nach Peter Kambers umfangreichem, elegant gestaltetem und akribisch recherchierten Band (...) wird man an ihnen allerdings nicht mehr vorbeikommen."
* "Morgen geht’s uns gut" - taz, 6. April 2020 (Katrin Bettina Müller)
"Die packende Story wird mit vielen zeitgenössischende Dokumenten belegt"
"(...) etwa 1932, auf dem Höhepunkt ihrer Publikumserfolge, bespielten sie bis zu sieben Theater in Berlin (...). Die aufregende Geschichte der Brüder erzählt ausführlich und mit vielen Zitaten aus zeitgenössischen Dokumenten Peter Kamber in seinem Buch (...). (...). Aber man begreift zunehmend auch, dass diese Gründlichkeit die Voraussetzung war, um die verleumderischen Kampagnen gegen die 'Theaterjuden', die sich im Januar und Februar 1933, parallel zur Machtergreifung Adolf Hitlers, dramatisch zuspitzen, widerlegen zu können. (...). (...) Auch die eher linke Theaterkritik haderte mit den Rotterbühnen (...). (...). Dieser Kritik hält Kamber entgegen, dass sie übersah, wie die Stücke mit starken Frauenfiguren spielten und die Geschlechteridentität in Fluss brachten. Es ist ein Seitenstrang der Geschichte, dass der jüngere Bruder Fritz gelegentlich selbst in Frauenkleidern auftrat, allerdings heimlich, nicht öffentlich. (...)."
* "Berlin war ihre Bühne" - Der Tagesspiegel, 6. April 2020 (Frederik Hanssen)
"Ihre Stücke erzählen von Ehebruch und lesbischer Liebe"
"Melodramatisch, teilweise kriminalromanhaft, lesen sich die Umstände des Untergangs des Rotter-Imperiums, der fast zeitgleich zur Machtergreifung der Nationalsozialisten stattfindet. In fünf Akte hat Kamber seine Doppelbiografie gegliedert, wie ein klassisches Drama. (...) Bis auf drei Stolpersteine vor der im Krieg zerstörten Grunewald-Villa und einer Gedenktafel im Durchgang zum Admiralpalast erinnert heute in Berlin nichts mehr an die größten Privattheater-Unternehmer der Weimarer Republik."
* "musicals". Das Musicalmagazin (München), April/Mai 2020, Heft 202, S. 88 (Martin Bruny):
"Peter Kamber, ein Schweizer Soziologe, Theater- und Romanautor sowie Journalist, der in Berlin lebt, beschäftigte sich viele Jahre mit der Biografie der Berliner Theaterdirektoren Fritz und Alfred Rotter. (...) Es ist erstaunlich, was er an Daten und Geschichten aus den zeitgenössischen Quellen zu dieser packenden Biografie destillieren konnte. Und der Verlag Henschel hat (...) eine Vielzahl an Bildern (...) wirksam eingesetzt. Ein Traum von einem Buch in jeder Hinsicht für alle, die an Theatergeschichte interessiert sind."
"(...) In einer hochspannend zu lesenden Mélange aus Theaterkritiken, Zeitungsartikeln und Gerichtsprotokollen, eigenen Beschreibungen und Zuordnungen entwirft Kamber ein fiebriges Bild einer bewegten Zeit: vor und nach dem Ersten Weltkrieg, mit anwachsender Wirtschaftskrise, Inflation, Börsenkrach und dem Beginn der faschistischen Diktatur -mittendrin die Rotters in Berlin, die unermüdlich ihr Theaterimperium aufbauen. Geschäftsleute aber sind sie nicht, Buchführung ist nicht ihr Plaisir. Sie sind wagemutige Spieler, im Geschäft und auch an der Börse. Dort verlieren sie nahezu ihr ganzes Geld. Um wieder liquide zu werden müssen Theatererfolge her (...). 1927 pachten sie zu ihren bereits zahlreichen Häusern das Metropol-Theater, die heutige Komische Oper. Dort feiern sie tatsächlich große Triumphe. (...) Der Bankrott ist allerdings nicht allein Schuld der Rotters, sondern auch der Widerhall der Stimmungslage im politischen Berlin jener Tage. (...) Die nun erstmals erzählte Geschichte von Aufstieg und bitterem Fall der Brüder Rotter ist ein wichtiges kulturhistorisches Zeugnis aus bielen Stimmen jener Zeit."
* „Kulturjournal Fräulein Julia“, 11. April 2020 (Fräulein Julia)
„Die beiden Theaterdirektoren gehörten zu den berühmtesten Persönlichkeiten des damaligen Berlins und prägten das kulturelle Leben der pulsierenden Metropole wie kaum jemand.“
„Wer sich mit dem kulturellen Leben Berlins im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts beschäftigt, dem sind die Brüder Alfred und Fritz Rotter ein Begriff. Beginnend noch vor dem Ersten Weltkrieg, gelang es ihnen, ein Theaterimperium aufzubauen, mit dem sie sich Meriten erwarben, als sie beispielsweise Strindberg (nach dessen ersten Berliner Erfolgen durch Max Reinhardt) durchsetzen halfen und andererseits weltweite Erfolge mit Operetten von Lehár und Abraham schufen. (…) Durch Fehlspekulationen infolge der Weltwirtschaftskrise verloren sie alles wieder, hatten Hypothekenschulden, Mietrückstände, konnten die Klageflut nicht mehr abwehren, wurden in der rechtskonservativen Presse täglich – auch antisemitisch – angegriffen. Amtlich gesucht, entdeckte man sie nach der „Machtübernahme“ durch die NSDAP 1933 in Liechtenstein. Nazis jagten sie auch im Ausland! (…).“
* „Berliner Morgenpost“, 16. April 2020 (Georg Kasch)
„Elegant gestaltet und akribisch recherchiert (…). (…) Sie gehören längst wieder zu Berlin: Operetten wie „Ball im Savoy“ und „Eine Frau, die weiß was sie will“ laufen an der Komischen Oper seit Jahren vor ausverkauftem Haus. Stück für Stück entreißt hier Intendant Barrie Kosky Werke dem Vergessen, die über Jahrzehnte nicht gespielt wurden. Weil ihre Komponisten und Textdichter jüdisch waren, verfolgt wurden, emigrieren mussten oder ermordet wurden. Und weil ihre besondere Großstadt-Modernität auch nach dem Krieg nicht passte: Im Orchester trifft Walzer auf Jazz und Foxtrott, auf der Bühne wickeln starke Frauen die Männer um den Finger, nicht umgekehrt.“
* "Der Landbote" (Winterthur/Schweiz), 18. April 2020 (Karl Lüönd)
"Peter Kamber ist für zweierlei bekannt: für seinen langen Atem bei großen Themen und seinen spannenden Erzählstil."
* "Volksblatt"(Liechtenstein), 23. April 2020 (Peter Geiger)
"(...) Peter Kamber, Historiker, Soziologe, Reporter, Romancier, geboren 1953 in Zürich, heute in Berlin lebend und forschend, legt einen handlichen 500-seitigen Band vor (...), bis in jedes Detail recherchiert und doch von Anfang bis Schluss spannend. Das liegt zum einen an der sorgfältigen Sprache, zum anderen an den vielen Originalzitaten und nicht zuletzt am Aufbau des Buches in Dramaform - mit "Vorspiel", "Akt I" bis "Akt V", "Nachspiel". (...) Kamber erzählt die Lebensgeschichte der Brüder Fritz und Alfred Rotter (...) als Lesedrama, mit von Akt I bis zu Akt V steigender Spannung, hin bis zum schlimmen Ende. (...)."
* „Online Merker. Die internationale Kulturplattform“, 24. April 2020 (Renate Wagner)
„(…) Und Autor Peter Kamber erzählt wirklich alles, was es über die Rotters zu wissen gibt. Vor allem ihre buchhalterische Nachlässigkeit, gelinde ausgedrückt, brachte sie am Ende in ein Schuldenchaos, dem sie erliegen mussten, allerdings mit Hilfe einiger engagierter Feinde. (Es war allerdings auch selbst verschuldet – sie hätten Millionäre sein können, hätten sie in wilden Börsenspekulationen, denen sie offenbar beide verfallen waren, nicht ihre ganzen, teils gigantischen Gewinne verzockt.) (…)
Je erfolgreicher die Rotters wurden, je mehr Bühnen, Stars und neue Stücke sie herausbrachten – in untrüglichem Feeling für den Zeitgeist stiegen sie vom Sprechtheater, hauptsächlich Boulevard, auf die Operette um -, umso verhaßter wurden sie. Die Berliner Presse verfolgte sie geradezu mit Hohn, konnte nicht genug tun, die beiden zu beschimpfen und herabzusetzen, was die Rotters kommentarlos geschehen ließen. Aber das Publikum stürmte die längste Zeit ihre Produktionen. Sie wären eigentlich, meint Autor, für das Filmgeschäft prädestiniert gewesen – aber dazu kam es nicht.
Vielmehr beginnt der wahre Kriminalroman Anfang 1933 (…). Der Autor schildert dies in aller Ausführlichkeit, hält den Leser geradezu minutiös in Spannung, weil er auch auf jede Menge Aussagen von Zeitgenossen zurück greifen kann, die er in Archiven und Nachlässen geborgen hat. (…).“ (https://onlinemerker.com/peter-kamber-fritz-und-alfred-rotter/.)
* www.stimmederddr.de, 24. April 2020 (Mario Kluge)
„Bei der Lektüre des Buchs sah ich mich wieder in der Kindheit: zusammen mit meiner Großmutter vor der Flimmerkiste. (…) Kamber stützt sich auf unzählige Dokumente und Fotos (…). Vor dieser Sorgfalt ziehe ich den Hut – oder besser den Zylinder. Den ich allerdings noch besorgen muss (…). Ebenso zu bewundern ist der plaudernde, aber nie banale Tonfall. Er lädt zum Blättern ein und macht das Lesen zum Genuss. Kamber reiht Bericht an Anekdötchen, Skandal an Skandälchen, Jubel an Bühnenpleite: Richard Tauber bezuschusst eine Aufführung, damit seine Freundin unterkommt. Charlie Chaplin sieht sich im Metropol-Theater Emmerich Kálmáns ‚Das Veilchen von Montmartre‘ an. Fritz Rotter zieht in Frauenkleidern durch Berlin. Wenn Vermutungen nicht zu belegen sind, lässt Kamber ihnen das Fragezeichen. Das ist grundsolide. (…) Kamber würdigt die Rotters und ihre Bühnenkunst auch als eines der wenigen verbindenden Elemente in einer polarisierten Gesellschaft (…). (…) Meine Damen und Herren, lassen Sie uns das Glas erheben und die Musik aufdrehen. (…) Auf die Rotters und auf Peter Kamber. Und auf meine Großmutter.“
* "Berliner Zeitung", 6. Mai 2020 (Petra Kohse)
"Die Gemengelage ist also kompliziert, und Peter Kamber weiß viel darüber. Fast zuviel. Vor allem vom Geschäftlichen (...). (...) Er versucht nebenbei immer wieder die Operette vor dem (damaligen) Vorwurf der Frivolität und Volksverdummung zu befreien (...). (...) Interessanterweise rücken einem 'die Rotters' dabei nicht besonders nah.(...) Und auch das wirklich tragische Ende von Alfred und Gertrud im April 1933 in Liechtenstein (...) verschwimmt in einer Suada getreulich referierter Zeugenaussagen. (...) 'Ein Leben zwischen Theaterglanz und Tod im Exil' ist eine immer wieder etwas mühsame, aber natürlich überaus lehrreiche Lektüre, eine Grundlagenforschung zum Thema Geschäftstheater in der Weimarer Republik (...). (...) Auch in die Komische Oper wird man jetzt nie wieder gehen können, ohne an Fritz und Alfred Rotter zu denken. (...)."
* Neue Zürcher Zeitung (NZZ, digital), 13. Mai 2020 (Marianne Zelger-Vogt)
"Wie eine Operette mit tragischem Ende. Fritz und Alfred Rotter haben in den zwanziger Jahren mit ihrem Theaterimperium Glanz und Glamour verliehen. Die Schlusskapitel einer neuen Doppelbiografie lesen sich dagegen wie ein Krimi. Sie führen in die Schweiz, nach Liechtenstein (...). (...) Dem drohenden Konkurs versuchen sie sich mit immer mehr Produktionen zu entziehen (....). (...) Fritz Rotter (...) trifft sich mit seinem Bruder und dessen Frau in Liechtenstein (...). (...) In einer mörderischen Hetzkampagne kolportiert die deutsche Presse Gerüchte, die Rotters hätten Millionenbeträge (...) transferiert. Nun (...) heckt eine Gruppe von Liechtensteiner und deutschen Nazi-Anhängern einen perfiden Entführungsplan aus. (...) Im reich illustrierten Band über die Rotters schöpft der Autor eine Fülle von Quellen aus (...). (...) Auch wenn die Dramaturgie des in ein Vorspiel, fünf Akte und ein Nachspiel gegliederten Buches gelegentlich etwas straffer sein könnte: Die Lektüre ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und vermittelt ein facettenreiches Zeitbild."
* Frankfurter Rundschau, 1. Juni 2020 (Petra Kohse; derselbe Artikel wie für die "Berliner Zeitung" vom 6. Mai 2020, in aktualisierter Form)
Die jüdischen Brüder Alfred und Fritz Rotter veranstalteten im Berlin vor 1933 umstrittenes und glamouröses Unterhaltungstheater. Peter Kamber arbeitet ihre Biografien akribisch auf. Zwei Ereignisse kommen in der kulturgeschichtlichen Erinnerung an den politisch fatalen Januar des Jahres 1933 meist zu kurz. Das eine ist die heftige Grippewelle, die den Winter 1932/33 prägte. Das andere ist der Zusammenbruch des Theaterimperiums der Gebrüder Rotter, mit dem nicht nur eine spezifische Berliner Ära des Unterhaltungstheaters zu Ende ging, sondern an den sich auch eine tragische Verleumdung und Verfolgung der Familie Rotter anschloss.(...). (...) Der Theaterkritik der Weimarer Zeit (...) galt die Operette, ja das Star-basierte Geschäftstheater insgesamt, als durch und durch verdächtig, teils aus ästhetischen, teils aus politischen Gründen (...). (...) Tatsächlich hatte das Genre (...) zu Zeiten der Rotters Momente des Pop im besten, auch subversiven Sinne. (...)."
* Jüdische Allgemeine (Berlin), 4. Juni 2020 (Ralf Balke)
"Bühnenkunst. Aufstieg und Fall der Rotters. Ein neues Buch beschreibt ein vergessenes Kapitel Berliner Theatergeschichte. (...) Wie Kamber eindrucksvoll belegt, ließen die Rotters im Berliner Kulturbetrieb der Weimarer Zeit niemanden kalt. (...) Die Rotters hätten 'den Gemütsspeck auch nach Berlin geschmuggelt', schrieb beispielsweise der Journalist Herbert Jhering, der ihren neuen Komödienstil gerne als 'Hoftheater für Revolutionsgewinnler' bezeichnete. (...) Dieser abwertende Tonfall ließ sich nicht immer nur auf eine elitäre Grundhaltung zurückführen (...). (...) Kambers Verdienst ist es, mit seinem Buch nicht nur die bunte Welt der leichten Muse wiederauferstehen zu lassen. Vielmehr gelingt es ihm, in der Biografie des Bruderpaars wie durch ein Brennglas Schnittstellen des Antisemitismus aufzuzeigen, die bedrückend aktuell erscheinen."
* B. Z. (Berlin), 15. Juni 2020 (Martina Hafner; Zitate Kamber: Telefon-Interview)
"(...) Doch jetzt setzt Peter Kamber (66) mit seinem Buch (...) den beiden ein Denkmal. (...) Die Jungen machten schnell Karriere. Kamber: 'Von 1919 bis 1923 stiegen sie zu den wichtigsten privaten Theaterunternehmern Berlins auf, und zwar mit sehr frechen zeitgenössischen Dramen und Salonkomödien. Mit starken Frauen, Themen wie lesbischer Liebe. Geschlechterstereotype wurden aufgeweicht.' Das kannte man zwar aus Berlins Cabarets, aber nicht auf seriösen Theaterbühnen. 'Erst in den spätern Zwanzigerjahren wurde dieses Lebensgefühl das Markenzeichen Berlins', erzählt Kamber. (...) Damit machten sich die Rotters durchaus Feinde. (...) Die Rotters setzten auf große Operette, mit Glamour und Stars wie Gitta Alpár und Richard Tauber. Die B.Z. am Mittag von 1933 nannte sie 'die größten Theaterdirektoren Berlins, Deutschlands und Europas'. (...). 'Nach einer üblen Kampagne gegen die Rotters versuchten Nazis, die beiden (...) in Liechtensteinzu entführen. Die Brüder wehrten sich mit Spazierstöcken' (...). (...). Doch das Repertoire der Rotter-Brüder überlebte, in Berlin vor allem an der Komischen Oper (...). Und zwar mit Riesenerfolg."
* B. Z. (Berlin), 15. Juni 2020 (Michael Zöllner, "Kommentar")
"(...) Die Nazis hatten sie ins Vergessen gerissen. Umso wichtiger ist das Buch von Peter Kamber. Und natürlich die Arbeit von Barrie Kosky und der Komischen Oper. Sie holen die Produktionen der Rotter-Brüder und ihrer jüdischen Komponisten zurück in unser Bewusstsein und auf die Bühnen."
* O-Ton, 22. Juli 2020 (Karin Coper)
"Aufstieg und Fall eines Theaterimperiums. Das Theater war ihr Leben, und umgekehrt nahm ihr Leben nicht selten theatralische Züge an. Tatsächlich glich die Vita der Gebrüder Alfred und Fritz Rotter einer der von ihnen produzierten Operetten, nur dass es für sie kein Happy End, sondern ein tragisches Finale gab, das in einen realen Krimi mündete (...).
(...) Was damals die Öffentlichkeit bewegt hat, ist heute vergessen. Ein Grund für (...) Peter Kamber, an die Brüder zu erinnern. Mit der Biografie (...) hat er ihnen ein literarisches Denkmal gesetzt. (...)."
* NZZ am Sonntag (Zürich), 30. August 2020/Beilage "Bücher am Sonntag", Nr. 7 (Manfred Papst)
"(...) Der in Berlin lebende Historiker Peter Kamber hat die haarsträubende Geschichte akribisch aufgearbeitet und erzählt so detailreich wie packend."
* Das Orchester (Mainz, Schott Music), 09/2020 (Ute Grundmann)
"Selbst bekannteste Operetten stellt er ausführlich wie ein Theaterführer vor. Zitate werden nicht konzentriert, sondern oft unnötig ausgebreitet. (...) Und so kommt Kamber erst nach 370 Seiten Glanz und Krisen zum mörderischen Ende. (...) ein Überfall (...); viele Zeitungen leisteten mit Hetzkampagnen (...) Beihilfe. Das alles erzählt Kamber, als hätte er daneben gestanden. (...)."
* Berliner Woche, 12. September 2020 (Manuela Frey)
"(...) Als Drama in fünf Akten erzählt Peter Kamber vom Absturz der Rotter-Brüder aus dem Theaterhimmel und ihrem Tod im Exil. Damit macht er, stets mit Blick auf Gesellschaft und Politik kurz vor Beginn der NS-Diktatur, auch die große Theaterzeit der Goldenen Zwanziger lebendig. (...)."
* "Die Welt" (Berlin), 19. September 2020 (Manuel Brug)
"(...) Durch jede Kulturgeschichte Berlins geistert ihr Schicksal, das sie zu höchsten kommerziellen Erfolgen führte (...). (...) Als Juden wurden sie nicht nur von den Nazis angefeindet, ihr Imperium krachte schon kurz vor Hitlers Machtantritt zusammen, obwohl es zu retten gewesen wäre. (...) Der Schweizer Peter Kamber hat die faszinierende Geschichte sehr gründlich aufgeschrieben (...), nur tut der Autor es so akribisch und staubtrocken (...). (...) Schade (...). Denn kennt man sich ein wenig aus in diesem zeitgeistigen Dschungel (...), dann durchpflügt man diese ehrfurchtgebietende Materialsammlung durchaus mit Hingabe und Genuss. (...) In dieser lesenswerten Mischung aus Biografie und Zeitskizze ist alles drin. Nur leider nicht sehr rottermäßig aufbereitet."
* "tachles" (Zürich, Nr. 44), 30. Oktober 2020 (Katja Behring)
"Der Zürcher Historiker (...) hat jüngst ein Buch über die Rotters und die mysteriösen Ereignisse in Liechtenstein geschrieben. (...) Peter Kambers Doppelbiografie entreißt die (...) abenteuerliche Geschichte der legendären Brüder (...) der Vergessenheit."
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 8. Dezember 2020 (Hubert Spiegel):
"Sie wurden erst belächelt, dann beneidet und schließlich verhöhnt und bekämpft. (...) Peter Kamber, in Berlin lebender Publizist aus Zürich, hat in seiner geradezu unmäßig materialreichen Studie (...) ausgewertet, was die Archive hergaben (...). Vor allem aber zitiert Kamber aus zeitgenössischen Theaterkritiken (...). (...) Längst nicht immer machen die großen Kritiker von gestern eine gute Figur. (...) Alfred Rotter und seine Frau Gertrud wurden 1933 in Liechtenstein augespürt, sollten wohl entführt werden und kamen (...) ums Leben. Fritz (...) starb 1939 in einem Gefängnis in Colmar, wie erst Peter Kambers langjährige und verdienstvolle Recherchen ergaben."
www.wallos-kulturschock.de (27. Januar 2021)
"(...) Seit 2002 befindet sich am Fels von Gaflei (...) eine Gedenktafel des Künstlers Hansjörg Quaderer für Gertrud und Alfred Rotter mit den Zeilen '... von Liechtensteiner und deutschen Nationalsozialisten in den Tod getrieben.'"
Süddeutsche Zeitung (SZ), 22. April 2021 (Hans-Peter Kunisch):
"Entführung in Liechtenstein. (...) Einer der ersten Skandale im (...) Nazireich ist eine mit Toten endende Entführung in Liechtenstein. (...) Alfred und Fritz Rotter (...) betrieben den neben den Reinhardt-Bühnen wichtigsten Theaterkonzern Berlins. (...) Peter Kamber (...) erzählt ihre Geschichte als materialreiche Mischung aus Krimi und Berliner Theaterhistorie. (...) Warum waren die spektakulären, international bekannten Rotters lange vergessen? (...) Interessant ist auch Kambers Interpretation der Operette als Kitt der Weimarer Republik. (...)."
Radiogespräche mit dem Autor
* Peter Kamber bei Anja Herzog - rbb, Kultur am Vormittag, 10. März 2020 (Audiodatei)
"Stefan Frey: Fritz und Alfred Rotter waren Anfang der Dreißiger Jahre die mächtigsten Theaterdirektoren Berlins (...) und gerieten dann während der Weltwirtschaftskrise in finanzielle Schieflage.
Franziska Stürz: Naja, das kann ja ziemlich schnell gehen, wie wir gerade wieder erleben, und es ging natürlich anderen Theaterdirektoren wahrscheinlich auch ähnlich. (...). (...) Peter Kamber hat sich offenbar in diese beiden Brüder mit dem tragischen Ende richtig 'verliebt', keine schlechten Voraussetzungen für ein Buch, Stefan. Wie liest es sich denn?
Stefan Frey: Es liest sich sehr gut. Es sind eigentlich auf 460 Seiten verteilt zwei Bücher: ein historischer Krimi im Berliner Theatermilieu mit tödlichem Ausgang, und der Roman einer kuriosen theatralischen Karriere, in der die Rotters natürlich auch keine Unschuldslämmer waren - das übersieht Kamber manchmal (...). Seine Rolle ist die des Verteidigers, und die spielt er wirklich überzeugend, unbeeindruckt von Kritikern wie Kurt Tucholsky oder Alfred Kerr, und je näher er dem Ende kommt, desto spannender wird es. (...).
Peter Kamber: (...) Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass 'Ball im Savoy' die Operette gewesen wäre, mit der ein friedlicher demokratischer Übergang und Ausgang aus der Weltwirtschaftskrise erfolgt wäre."
Seit Jahren forscht und schreibt der Schweizer Historiker und Schriftsteller Peter Kamber zu den beiden schillerndsten Theaterbetreibern im Berlin der 20-er Jahre. Nun veröffentlicht er unter dem Titel «Fritz und Alfred Rotter - Ein Leben zwischen Theaterglanz und Tod im Exil» eine erste Biografie.
* WDR 3 Tonart, Gespräch mit Anna Winterberg, 20. Mai 2020
Anna Winterberg: "(...). Sie waren im Berlin der Zwanziger Jahre richtungsweisend. 'Fritz und Alfred Rotter' heißt das Buch: 'Ein Leben Leben zwischen Theaterglanz und Tod im Exil' - denn die Geschichte geht nicht gut aus. (...). (...) Eine spannende und bewegende Geschichte (...)."
Bisherige Lesungen
23. September 2020: Berlin - Literaturforum im Brecht-Haus (moderiert von Wolfgang Benz)
25. September 2020: Literaturhaus Liechtenstein (Schaan/FL), moderiert von Hansjörg Quaderer
18. April 2021, 18 Uhr: BABELKULTUR, Zürich (digital als interaktive Live-Veranstaltung, moderiert von Bettina Spoerri)
Weitere Lesetermine:
(MEHRFACH VERSCHOBEN, NEUES DATUM NOCH NICHT FESTGESETZT): Katholische Akademie, Domplatz 3, Frankfurt a. M. (mit Samuel Weinberger und Daniela Kalscheuer)
abgesagt: 19. März 2022, Leipziger Buchmesse - Gespräch über die Gebrüder Rotter mit Sabine Melchert (Hensel Verlag Leipzig) und Georg Tscholl (Kulturstiftung Liechtenstein)
abgesagt: 5. Mai 2022, Volkshochschule in Konstanz (mit Kevin Clarke)
abgesagt: 6. Mai 2022, Augustinum in Überlingen (mit Kevin Clarke)
Zum Inhalt
• Lebensgeschichte, die einen Bogen vom Kaiserreich bis zu den letzten Tagen der Weimarer Republik schlägt
• Legendäre Aufführungen, von Theater-Kritikern angefeindet, von Mode-Reporterinnen aufmerksam beschrieben
• schon in den frühen 1920er Jahre wird bei den Rotters mit starken Frauenrollen frontal gegen Geschlechter-Stereotype angespielt, was ihnen den Vorwurf der „Spekulation auf den Sexus" einträgt
• Fritz Rotter, der jüngere der beiden Brüder, ist queer, mit ein Grund, warum er als Skandal-Regisseur gilt und schließlich nur noch sein Bruder Alfred für die Regie zeichnet
• die Rotters entdecken Hans Albers, Käthe Dorsch und viele andere
• dann wechseln sie zur Operette – ihre Uraufführungen „Land des Lächelns" (Franz Lehár, 1929) und „Ball im Savoy" (Paul Abraham, 1932) werden Welterfolge
• mit Schulden in die Weltwirtschaftskrise gestartet, sind es die Stars Gitta Alpár, Fritzi Massary und Richard Tauber, die sie ein ums andere Mal vor dem Untergang retten
• bis der spätere Mann von Goebbels für die NS-Operette sie in der Silvesternacht 1932/33 über den Tisch zieht, auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs
• ihr schärfster Kritiker schreibt: „Die Rotters: die Zeit. (…) das wahre ‚Zeittheater'.“
• Mitte Januar 1933 treiben weitere Gegenspieler sie mit erklärter Absicht in den Konkurs - eine beispiellose Kampagne gegen die „Rotters“ beginnt: die NS-Presse schmäht sie als „jüdische Finanzhasardeure“ und „verkrachte Theaterjuden“
• in ihrem Exil in Liechtenstein werden sie am 5. April 1933, kurz nach den sogenannten „Boykott"-Tagen im „Reich", von nationalsozialistischen Entführern überfallen, worauf Alfred und Gertrud Rotter in panischer Flucht oberhalb von Vaduz in den Tod stürzen
• Fritz Rotter springt aus einem der zwei Entführerautos und bricht sich die Achsel
• Die Rotters - Drama in fünf Akten
Synopsis in English
The Rotter brothers, Fritz and Alfred, were the most prominent private theater directors during the Weimar Republic before losing everything in 1933.
Born respectively on September 3, 1888 and November 14, 1886 in Leipzig, Fritz and Alfred Rotter were one and three years old when their parents moved to Berlin. Their shared passion for the stage began already in school and later they founded an academic theatre while studying law, staging plays by Strindberg up until World War I. As small comedy impresarios they miraculously escaped being sent to the front by constantly changing addresses and were given their first theater concession during the November Revolution of 1918. Both of these facts gave right wing nationalists cause to vilify and castigate the extremely popular and successful Rotter brothers for their provocative comedy style. In addition, since antisemitism was strong right after the war, the Rotters decided in 1924/25 to step back temporarily as producers and to lease or sublet their theaters for a while. When they started up again in 1927/28, they switched to operetta and were even more successful than before. The New York Times concluded on December 8, 1929, “the Berlin operetta situation is in the hands of the Rotter brothers ...” With Franz Lehár as composer and Richard Tauber as singer they brought the genre of musical melodrama to the peak of perfection – first with „Friederike“(October 4,1928), and then with “The Land of Smiles“ (October 10, 1929). Both were staged in Berlin at the Metropol-Theater, now known as the Komische Oper. Referring to the elder Rotter Alfred The New York Times noted: “His belief is that the German public comes to the theater for a good cry, and the success of ‘Friederike’, in which the audience was given an opportunity to use up three handkerchiefs a seat, encouraged him in his conviction.”
In the meantime, they lost a lot of money at the stock exchange and banks stopped lending to them in 1931. Severely indebted, the Rotters seemed at first to have outwitted the world economic crisis with their consistent successes. But this was only possible because the ticket vending company, Gesellschaft der Funkfreunde, advanced them money for their new productions. Klaus Hentschke, the head of this company, who later became a member of the Nazi Party and Goebbels' main man for operettas, started squeezing the Rotters even more in an effort to gain further control over them. After their greatest success ever with “Ball at The Savoy,” premiering on December 23, 1932, in the Grosses Schauspielhaus with Paul Abraham as composer, Hentschke deprived Fritz and Alfred Rotter of all their revenues due for the “Ball”. Refusing to declare bankruptcy, the Rotters left for Liechtenstein in January 1933.
German and Liechtenstein Nazis tried to kidnap the brothers on April 5, 1933 in the mountains above Vaduz using gas pistols. The Rotters fought back with walking sticks, despite panic managing to flee from their attackers. Alfred Rotter and his wife Gertrud lost their lives falling down a rocky cliff hidden in the forest. Meanwhile, the younger brother Fritz stepped unwittingly into the back seat of the car driven by a man feigning not to be one of the attackers and offering to bring him to the next house with a telephone. But when the driver accelerated instead of stopping where he should and was finally catching up with the escape car of the attackers, Fritz Rotter knew he had been duped and threatened to strangle the man at the wheel. The careening car finally fell back, enabling Fritz to bolt from the car in a hairpin curve, thereby breaking his shoulder. But he could escape.
He found exile in France. In Colmar, Alsace, he was later sent to prison for passing a bad check. There he died for unknown reasons on October 7, 1939.
Drei Aufsätze und eine Ansprache gingen dem Buch voraus:
2004
Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Band 103 (2004): "Der Zusammenbruch des Theaterkonzerns von Alfred und Fritz Rotter im Januar 1933. Die Berichte über den Berliner Konkurs und die gegen die Rotter gerichtete Stimmung im Prozess gegen ihre Entführer"
2007
Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Band 106 (2007): "Zum Zusammenbruch des Theaterkonzerns der Rotter und zum weiteren Schicksal Fritz Rotters. Neue Forschungsergebnisse"
2008
"Kurze Ansprache zur Einweihung der Gedenktafel für Fritz und Alfred Rotter" (Berlin, Theater im Admiralspalast, 4. Juli 2008; die Tafel befindet sich im Durchgang von der Friedrichstraße zum Hof des Theaters
2014
Jahrbuch des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Band 113 (2014): "Fritz Rotters Jahre in Frankreich und sein Tod am 7. Oktober 1939 im elsässischen Colmar"
Auf der Webseite "Stolpersteine" habe ich einiges nachtragen können.